Am zweiten, dritten und vierten Wochenende im November trafen sich die Eltern der 1. Klasse zum Harfenbau. Die Kinderharfen werden aus einem Stück Holz gestemmt und sind ein Geschenk an das eigene Kind. Die Instrumente werden pentatonisch gestimmt. Diese Töne finden sich in vielen Kinderliedern („Backe,backe Kuchen“, „Laterne, Laterne“…), deswegen eignet sich die Kinderharfe besonders gut zur musikalischen Früherziehung, und wird auch genau dafür genutzt.
Ein erfahrener Tischler fertigt Rohlinge, die dann von den Eltern mit Stechbeiteln und Klüpfel, Raspeln, Feilen und Schmirgelpapier zu richtigen Handschmeichlern geformt werden. Nach der Oberflächenbehandlung mit speichelechtem Leinölfirnis werden Wirbel eingeschlagen und die Saiten über einen Steg mit einem Wirbelschlüssel aufgezogen.
Während die Eltern im Schweiße Ihres Angesichts zu Werke gingen, konnten die Kinder in der Aula und im Schulhof miteinander spielen. Zu Mittag kamen alle zum Essen zusammen, das in der Schulküche zubereitet wurde. So konnten sich die „neuen“ Eltern näher kennenlernen und austauschen.
Die Entstehung der Harfe darf nicht nur materiell gesehen werden, denn die Harfen kann man auch kaufen! Es ist so: Die Kinder können das Entstehen Ihres Instrumentes miterleben. Schließlich wird ihr Name auf dem Instrument eingebrannt. Es ist für immer ihres.
Die Lyra steht, im weiteren Sinne, auch für die Schule, die als freie Schule ebenfalls von den Eltern für die Kinder bereitet wird. Es entsteht ein sozialer Raum, getragen von Gegenseitigkeit und Gemeinsinn. Die Eltern werken für die Kinder, die Kinder lassen das Werk der Eltern in ihrem Leben erklingen. Sie beginnen Ihren Weg mit und auf den Errungenschaften Ihrer Eltern. Das Instrument ist individuell, es ist fühlbar, sichtbar, hörbar. Eine schöne Erinnerung an den Beginn der Schulzeit.
Fotos: Lena Ekkart